Die Kraft des Glaubens


Das Sonntagsevangelium zeigt, wie der Glaube das Leben verändern kann. Und dass es einen Lernweg im Glauben braucht. Gedanken dazu von Bischofsvikar Jakob Bürgler finden Sie im Link.

20. Sonntag im Jahreskreis
20. August 2023
Gschnitz

Zwei Gedanken bewegen mich sehr, und diese Gedanken möchte ich euch mitgeben.

Das Evangelium, das von der Begegnung mit der kanaanäischen Frau erzählt, ist verstörend, irritierend. Wir haben das Bild vom barmherzigen Jesus vor Augen, von einem, der mit Mitleid und Zuneigung auf alle Menschen zugeht, der niederdrückende Lasten wegnimmt und neu leben und auf-leben lässt, der Menschen aufrichtet und erlöst, der auch auf jene eingeht, die vom Gesetz her ausgeschlossen sind und eigentlich keine Zuwendung bekommen sollten, und dann das.
Die Frau hat eine unsägliche Last. Ihre Tochter wird gequält von einem Dämon. Vielleicht war es eine psychische Erkrankung, vielleicht die Fessel einer Angststörung, vielleicht eine Situation, die keinen Ausweg zugelassen hat. Unheilbar. Eine riesige Last für die Mutter und die Familie, natürlich auch für das Mädchen.
Wir können die Geschichte in unsere Zeit hineinstellen. Mehrmals schon habe ich erlebt, dass beim Aufwachsen von Kindern auf einmal, oft rund um die Pubertät, starke gesundheitliche Belastungen aufgetaucht sind, psychische Störungen oder Phänomene, die alle Beteiligten an den Rand geführt haben.
Und Jesus? Er antwortet der Frau nicht. Es heißt im Text: „Jesus aber gab ihr keine Antwort." (Mt 15,23). Eigentlich fürchterlich. Wie bitter!
Und dann kommen noch die Jünger dazu, die die Frau weghaben wollen und zu Jesus sagen, oder vielmehr ihn bitten: „Schick sie fort, denn sie schreit hinter uns her!" (Mt 15,23) Welch eine unmenschliche Bitte! Befreie uns von dieser störenden und mühsamen und lästigen Frau...
Und dann wieder Jesus: „Ich bin nur zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel gesandt." (Mt 15,24) Noch eine Abfuhr. Die Frau gehört nicht zu denen, für die ich da bin. Sie geht mich nichts an. Stellen wir uns vor, wir würden heute so argumentieren! Andere ausschließen, weil sie nicht zu uns gehören. Wobei: Das tun wir eh oft genug. Die Diskussionen über Fremdheit, Migration, Asyl, Armut, Bettelei und Ähnliches zeigen das. Aber Jesus?
Und dann ändert sich die Geschichte. Die Frau gibt einfach nicht nach. Auch vom Tisch von Herren fallen Brotkrumen. Und diese Brösel, auch wenn sie noch so klein sind, nähren. „Frau, dein Glaube ist groß. Es soll dir geschehen, wie du willst." (Mt 15,28). Ein happy end!

Was bewegt mich? Es sind zwei Dinge.

Auf der einen Seite die Wirkkraft des Glaubens. Es ist ja nicht ein Zauberkunststück, das Jesus hier vollbringt. Es ist der Glaube der Frau, der eine Heilung und eine Wendung möglich macht.
Und auf der anderen Seite: Jesus lernt. Er lernt dazu. Er lässt sich auf Situationen ein, die eigentlich klar sind und keine Veränderung brauchen. Das Recht gibt Jesus recht. Erst indem er sich wandelt, geschieht ein Neuaufbruch.

Und für uns jetzt: Bitten wir um einen tiefen, lebendigen, starken, lebensprägenden und unerschütterlichen Glauben. Bitten wir um ein Vertrauen, das auch in ausweglosen Situationen trägt.
Und: Bleiben wir Lernende! Lassen wir uns herausfordern! Papst Franziskus sagt immer wieder, dass wir uns als glaubende Menschen missionieren lassen müssen – von den Armen. Die Armen und Randexistenzen haben uns etwas zu sagen vom Evangelium. Und wenn wir uns darauf einlassen, dann ändert sich etwas. Oder es ist auch wichtig, sich von jenen missionieren zu lassen, die ungläubig sind. Auf einmal zeigt sich der Schatz des Evangeliums von einer ganz anderen Seite. Bleiben wir Lernende – ein Leben lang.

Jakob Bürgler

Die Predigt gibt es hier auch als PDF.

 

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