16. Sonntag im Jahreskreis (A), 23.07.2023, Mt 13,24-43, Hinführung
Gudrun Guerrini, Gemeindeberaterin, Mitglied der Weggemeinschaft Hall-Schönegg
Gleich drei Gleichnisse hören wir im Sonntagsevangelium, sie alle beginnen mit: „Mit dem Himmelreich ist es wie...". Zum richtigen Verständnis ist es wichtig, sich immer wieder zu vergegenwärtigen, dass Matthäus mit Himmelreich nicht eine jenseitige Welt meint. Gemeint ist das Reich Gottes, also „Gottes neue Welt", die jetzt schon anfanghaft da ist, sichtbar und spürbar, wenngleich auch die Vollendung dieser neuen Welt noch aussteht. Jedes der vorliegenden Gleichnisse betont unterschiedliche Aspekte.
Im Gleichnis vom Unkraut unter dem Weizen erfahren wir: Das Reich Gottes gedeiht nicht unter Laborbedingungen. Es ist mit Unerwünschtem und mit Störungen zu rechnen, auch mit Boshaftigkeit und Kräften, die entgegenwirken. (V 25-26) Umso erstaunlicher ist die Aufforderung, das Nebeneinander von Gutem und Bösen zunächst auszuhalten, zuzuwarten und die ultimative Beurteilung und Unterscheidung Gott zu überlassen.
Das Gleichnis vom Senfkorn gibt Anlass zu großer Hoffnung. Die Pointe liegt im Gegensatz: Das kleinste Samenkorn bringt ein riesiges Gewächs hervor, das alle anderen überragt. Wir wissen, dass es kleinere Samenkörner gibt als das Senfkorn und größere Staudengewächse als die Senfstaude. Dieses Gleichnis sagt uns aber in bildhafter Weise, dass das Reich Gottes alles Bestehende überstrahlen kann. So wie der Senfstrauch als Nistplatz gesucht wird, haben auch Orte, wo Menschen unter dem Vorzeichen von Gottes neuer Welt miteinander leben, eine besondere Ausstrahlung und Anziehungskraft. Das Potenzial dazu schlummert im Kleinen, in den kleinen Anfängen, in dem, was auch kleine, einfache Leute beginnen können.
Ähnliches beschreibt das Gleichnis vom Sauerteig. Es ist faszinierend, welche Wirkung Sauerteig im Zusammenspiel mit anderen Backzutaten erzielt, er ist im wahrsten Sinn des Wortes eine „treibende Kraft". Die im Gleichnis erwähnte Menge Mehl (ca. 40 kg) ist beachtlich, aber gemäß dem Spruch „kleine Ursache-große Wirkung" wird dennoch der gesamte Teig durchsäuert, nicht zuletzt dank der Geduld und Ausdauer der Frau.
Diese drei Gleichnisse sind sehr anschaulich und eignen sich dazu, sie auf verschiedenen Ebenen mit konkreten Erfahrungen in Verbindungen zu bringen.
Fragen zum Weiterdenken:
• Wir bewegen uns oft in unserer eigenen „bubble", also mit Menschen die uns ähnlich sind. Wie denken und reden wir über diejenigen, die anders sind und andere Werte haben? Wie gehen wir in unseren Pfarren mit „den Anderen" um?
• Aus einer unscheinbaren Idee, aus einem kleinen Projekt wird etwas Großes – welche aktuellen Beispiele fallen Ihnen dazu ein? Was davon passt ihrer Ansicht nach zum „wachsenden Reich Gottes"?
• Welche Gottesbilder entdecken Sie in diesen Gleichnissen?
Hinführungen der Weggemeinschaften - ein Projekt der Missionarischen Pastoral der Diözese Innsbruck
Wer die Hinführung wöchentlich per email als pdf zugeschickt bekommen möchte, melde sich bei martin.lesky@dibk.at
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